Die Geschichte des Hauses.
Warum Festung Märcz? Aufgrund der exponierten Lage des Hauses sagten Freunde, Bekannte, Nachbarn… immer zu meinen Eltern: „Ihr lebt wie auf einer Festung.“ Und Märcz – ausgesprochen wie der Monatsname März – ist der Familienname. Es war mein Wunsch, unserer Pension diesen Namen zu geben.
Kathleen Krenz
Seit dem 15. Jahrhundert wurde rund um Posta Sandstein abgebaut und bis nach Hamburg verschifft. Seit dem 16. Jahrhundert kultivierte man auf den durch den Abbau entstandenen Terrassen Wein, später auch Edelobst wie Aprikosen und Pfirsiche. Es entstand die Kulturlandschaft der Postaer Elbhänge. Mit Trockenmauern und Sandsteintreppen bestimmen sie das reizvolle Landschaftsbild und bieten Heimat für viele geschützte Tier- und Pflanzenarten.
Auf der Suche nach einer Wohnung stieß meine Oma Anfang der 70er Jahre auf dieses Haus, an dem auch meine Eltern sofort Gefallen fanden. Gemeinsam mit ihr zogen wir – meine Eltern, meine Schwester und ich, 1973 ein. Anfangs wohnten wir sehr beengt, da im Erdgeschoss noch eine alte Frau sowie eine Mutti mit Kind wohnten. Bäder gab es keine, nur Waschbecken. Die Toilette – ein Plumpsklo – draußen auf dem Hof nutzten alle. Gebadet wurde freitags in einer Sitzbadewanne aus Zink, in der Küche aufgestellt – immer wieder ein echtes Highlight für uns Kinder.
Die Terrassen am Haus waren für meine Schwester und mich ein tolles Stromerparadies. Die Tierwelt in den Sandsteinmauern faszinierte uns. Am interessantesten fanden wir die Feuersalamander.
Gern haben wir aber auch auf der obersten Terrasse auf der Mauer gesessen und auf die Elbe geschaut. „Nebenbei“ haben wir dort für die Schule gelernt. Auch heute noch begeistert uns immer wieder dieser Anblick.
Auf dem gegenüberliegenden Felsen – wo einst Canaletto sein Bild malte – spielten wir gern mit Freunden und fanden es toll, wenn sich die Eltern ängstigten.
Nach dem leider zu frühen Tod unserer Eltern musste eine Entscheidung getroffen werden. Das Haus verkaufen oder behalten? Wir entschieden in der Familie, das Haus zu behalten und für Urlaubsgäste auszubauen. Die Handwerker fanden wir zum überwiegenden Teil in unserem Wohnort Hennersdorf sowie in Johnsbach und Pirna. An dieser Stelle ein Dankeschön an alle. Es war eine sehr gute und unkomplizierte Zusammenarbeit.
Die Namen sowie einige Gestaltungsdetails der Zimmer und Appartements sollen an einstige Zeiten erinnern. Wir haben aber auch alte Ziegel, alte Balken sowie Sandstein freigelegt, um noch länger zurückliegende Zeiten zu würdigen. Zum Teil haben wir ausgebaute Materialien an anderer Stelle wieder eingebaut und harmonisch mit modernen kombiniert.
Wir hoffen, Sie sind neugierig geworden und werden bald unsere Festung „erobern“. Dann heißen wir Sie „Herzlich Willkommen“ und präsentieren Ihnen noch mehr Familiengeschichte.
Zimmer „Kathleen“ – ursprünglich ein niedriges Bodenkämmerchen mit kleinem Fenster. Dies war mein Reich in den letzten Jahren als ich noch „zu Hause“ wohnte.
Zimmer „Gritta“ – nach meiner Schwester benannt. Bis zu ihrem Einzug in die eigene Wohnung musste sie mit mir ein Zimmer teilen.
„Große Stube“ – der Mittelpunkt des Hauses. Hier traf sich die Familie zum Essen, fernsehen, schwatzen, Skat spielen… Hier standen auch PC und Fernseher. Meist schlief unser Vati vor dem Fernseher ein. Er schaute gern Sportsendungen – insbesondere Fußball – und spielte leidenschaftlich gern Skat.
„Kleine Stube“ – diese war das Rückzugsgebiet unserer Mutti. Hier las sie ihre vielen Bücher, die sie regelrecht verschlang. Ein Buch war somit immer ein beliebtes Geschenk für sie. Ihre Liebe zu Katzen war grenzenlos. Unser Grundstück war für alle Katzen der Umgebung „eine gute Adresse“. Hier gab es immer für jeden Katzengeschmack reichlich Futter.
„Kuckucksnest“ – hier wohnte meine Oma, nachdem die einstigen Mieter ausgezogen waren. Da immer alle dachten, mein Vati, also der Schwiegersohn, sei der leibliche Sohn, kam sie schnell zu ihrem Spitznamen Kuckuck – ein Vogel, der seine Eier in fremden Nestern ausbrüten lässt. Sie liebte es, die Welt in Büchern zu erkunden. Jeden Abend saß sie mit dem Atlas auf ihrem Sofa. Ihren großen Traum von Alaska hat sie sich aber nie erfüllt.